Ein Erfahrungsbericht

Wir machen heute die  Nordkrater-Tour mit EtnaWay, eine Tour zu den Kratern von 2002. Treffpunkt ist um 9 Uhr in Piano Provenzana auf der Nordseite des Ätna. Unser Guide von EtnaWay wartet am Parkplatz schon auf uns. Wir treffen die anderen aus der Gruppe und lernen uns bei einem Frühstück kennen. Typisch sizilianisch starten wir den Tag mit caffè (also Espresso) und einem Croissant mit Pistaziencreme-Füllung (cornetto).

Danach stattet uns der Guide mit Trekking-Stöcken, Wanderschuhen und Rucksäcken aus & es geht los.

Die zerstörerische Kraft der Lava

Schon beim Start unseres Trekkings sehen wir den Lavastrom von 2002. Er durchschneidet den Wald am Hang vor uns und ergießt sich neben den Souvenirständen und der Skischule von Piano Provenzana. Das touristische Zentrum auf der Nordseite des Ätna musste nach dem Ausbruch von 2002 wiederaufgebaut werden, von dem alten ist nichts mehr übrig.

Der Lavastrom, der in der Nacht auf den 27. Oktober 2002 entsprang, erreichte in nur 10 Stunden Piano Provenzana und zerstörte alles. Verletzt wurde zum Glück niemand. Nach ein paar hundert Metern unserer Wanderung sehen wir die letzten Überreste des alten Touristenzentrums: die Spitze eines Dachs ragt aus der Lava. Das einzige was von dem zweistöckigen Hotel „La Betulla“ noch übrig ist.

Ein vom Lavastrom von 2002 verschüttetes Hotel

Beim Ausbruch von 2002 handelte es sich um eine seitliche oder laterale Eruption des Ätna, die übrigens auch die „perfekte Eruption“ genannt wird, weil man bei ihr alle Phasen einer Eruption beobachten konnte:

  • Es öffneten sich Frakturen entlang der nordöstlichen und der südöstlichen Verwerfung,
  • es bildeten sich (teils riesige) pyroklastische Kegel,
  • es gab explosive Aktivitäten,
  • monatelang fiel Asche vom Himmel
  • und es bildeten sich Lavaströme.

Eine weitere Besonderheit ist, dass sowohl auf der Süd- als auch auf der Nordseite eruptive Systeme aktiv waren.

Die unbekannte und abwechslungsreiche Nordseite

Unsere Wanderung führt uns bergauf durch einen Pinienwald. Wir bleiben bei einem seltsamen runden Loch in der Lava stehen. Unser Guide erklärt uns was es mit diesen „Kanonensteinen“ auf sich hat: dieses Loch hat ein Baum hinterlassen! Der Lavastrom hat dicke, alte Bäume umflossen. Die Lava hat sich um den Stamm gelegt, ist ausgekühlt und fest geworden. Der Baum im Inneren ist komplett verbrannt, die harte, runde Kruste, die in ihrer Form an eine Kanone erinnert, ist übriggeblieben.

Kanonenstein

Nun überqueren wir den Lavastrom von 2002. Er ist noch ganz dunkel, Pflanzen haben sich hier noch nicht angesiedelt. Plötzlich bietet sich uns ein ganz anderes Bild: wir stehen vor einer Ebene, die übersäht ist mit gelben Blumen (Tanacetum siculum, eine in Sizilien endemische Pflanze), dahinter der Monte Nero, auf den wir nun zugehen.

Schmetterlinge begleiten uns schon die ganze Zeit auf unserer Wanderung: Bläulinge, Weißlinge, Kleine Waldportiere, Kaisermantel und ein Taubenschwänzchen. Im Italienischen nennt man letztere falena colibri, also Kolibri-Nachtfalter. Der Falter bleibt im Flug auf der Stelle stehen, seine Flügel schwirren wie bei einem Kolibri. Außerdem verfügt er über einen langen Rüssel. Mit diesem kommt er sogar an den Nektar des Astragalus siculus heran, obwohl dessen Blüten hinter langen Dornen sitzen. Ein perfekt abgestimmtes Duo!

Die abwechslungsreiche Nordseite des Ätna

Unsere Tour führt uns nun zum Ausbruch von 1911. Hier kann man gut erkennen wie der Hang des Ätna von oben nach unten aufgebrochen ist. Es hat sich eine Spalte mit vielen kleinen Kratern gebildet, eine sogenannte Knopfleiste (Bottoniera).

Die riesigen Krater von 2002

Danach wandern wir zum Ausbruch von 2002 zurück, zum größten der 25 Krater die sich damals auf der Nordseite gebildet haben. Der Ausbruch hat auf der Nordseite 10 Tage angedauert (auf der Südseite noch wesentlich länger). In nur 10 Tagen hat sich dieser riesige seitliche Krater gebildet, auf dem wir nun stehen, und in nur 10 Tagen entstand ein Lavastrom von 10 km Länge. Für den Ätna ist das ein enormes Tempo für einen Lavastrom. Er stoppte – zum Glück – 5 km vor Linguaglossa, einem kleinen Städtchen im Norden des Ätna.

Eine Lavabombe am Rand vom Krater von 2002

Eine riesige Lavabombe am Rand eines Kraters von 2002.

Wir gehen den Kraterrand entlang und überblicken von dieser Position aus noch einmal den Lavastrom, wie er sich über den Hang ergießt. Wir sehen hier aber keinen ruhigen Fluss, sondern ein aufgewühltes Meer. Die Lava ist wild übereinander getürmt, wie Täler oder Wellen, bizarr geformt.

Es geht wieder bergab. Entlang unserer Route zeugen kahle, verbrannte Bäume noch einmal von der zerstörerischen Kraft der Lava.

Verbrannte Bäume im Lavastrom von 2002

Zurück in Piano Provenzana gönnen wir uns zuerst einmal unsere wohlverdiente Pause nach dem Trekking. Bei einer Verkostung der typischen Produkte der Region lernen wir die andere Seite des Ätna kennen. Auf dem fruchtbaren Vulkanboden gedeihen die Zutaten für Pesto, Cremen, Honig und Liköre.

Besuch eines Lavatunnels

Als letzte Station unserer Tour geht es mit dem Auto zu einem Lavatunnel, zur „Grotta dei Ladroni“ (Räuberhöhle). Diese Tunnel entstehen während eines Ausbruchs: Wenn die Lava langsam fließt kühlt sie an der Oberfläche ab, wird fest und bildet eine Kruste. Darunter fließt die Lava heiß weiter. Wenn die Eruption zu Ende geht und keine neue Lava mehr nachkommt, leert sich der so entstandene Tunnel.

Diese Höhle wurde vor einigen Jahrhunderten von einer Räuberbande als Unterschlupf verwendet. Sie hat zwei Eingänge, über die man über enge, steile Stufen, die in den Stein gehauen wurden, ins Innere gelangt.

Mit Helmen und Lampen erkunden wir das Innere des Vulkans und entdecken auch hier einige geologische Besonderheiten.

 

Zurück an der Oberfläche nehmen wir Abschied … bis zum nächsten Abenteuer mit EtnaWay!

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