Sizilien und Catania haben auf den ersten Blick nichts mit Elefanten zu tun. Aber doch prangt ein roter Elefant auf dem Wappen von Catania und im Herzen der Stadt auf dem Domplatz (vor der Kathedrale Sant’Agata) steht inmitten eines Brunnens ein schwarzer Elefant mit einem Obelisken auf dem Rücken – das Wahrzeichen von Catania.

Was hat es damit auf sich?

Das Wappen von Catania

Das Wappen von Catania besteht aus unterschiedlichen Elementen:

  • Die Krone erinnert an die Herrschaft der Könige von Aragonien über Sizilien.
  • S.P.Q.C. steht für Senatus Populusque Catanensium (der Senat und das Volk von Catania).
  • A steht für die Heilige Agatha, die Schutzpatronin der Stadt, der auch der Dom geweiht ist.

Das Wappen von Catania

Das Wappen, wie Du es oben siehst, stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1239. In diesem Jahr unterstellte Friedrich II. die Stadt dem König, zuvor stand sie unter der Herrschaft des Bischofs und hatte das bischöfliche Wappen mit dem Heiligen Georg. Von da an konnte sich die Stadt autonom verwalten und wollte daher ein eigenes Wappen wählen, das ihre Eigenständigkeit repräsentiert.

Man entschied sich natürlich für den Elefanten, der schon lange ein Symbol der Stadt war. Tatsächlich wird Catania schon in einem Bericht eines arabischen Geografen aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts als „Stadt des Elefanten“ bezeichnet. Die Einwohner Catanias sollen damals den Elefanten als Symbol des Schutzes vor den Ausbrüchen des Ätna gesehen haben.

Erklärungen, wieso ein Elefant das Symbol von Catania ist, gibt es viele, einige davon gehören eindeutig in das Reich der Mythen. Aber auch die Historiker sind sich uneinig über die wahre Herkunft.

Beginnen wir deswegen mit dem, was wir ziemlich sicher wissen.

Der Elefantenbrunnen von Catania

Der schwarze Elefant ist aus Lava des Ätna und stammt aus der Römerzeit. Das genaue Alter ist aber unklar. Er wurde aus einem einzelnen Lavablock gehauen und im Laufe der Jahrhunderte an unterschiedlichen Stellen in Catania aufgestellt.

Elefantenbrunnen von Catania

Bei zwei Erdbeben am 9. und am 11. Januar 1693 wurden weite Teile von Catania zerstört, es war eines der schlimmsten Erdbeben in der Geschichte der Ostseite von Sizilien. In den Trümmern der Stadt fand man auch die Statue des Elefanten, seine Hinterbeine und sein Rüssel waren verstümmelt.

Beim Wideraufbau der Stadt verwirklichte Giovanni Battista Vaccarini, ein Architekt aus Palermo, zwischen 1735 und 1737 einen Brunnen, in dessen Mitte er den Elefanten platzierte. Er restaurierte die zerstörten Gliedmaßen des Elefanten und verpasste er ihm Augen und Stoßzähne aus weißem Kalkstein.

Der Brunnen selbst ist aus weißem Marmor und wird von zwei Statuen geschmückt, welche die zwei Flüsse von Catania repräsentieren: den Simeto und den Amenano.

Über den ägyptischen Obelisken, den Vaccarini auf dem weißen Marmor-Sattel des Elefanten platzierte, wissen wir nicht viel: er ist aus Granit, 3,66 m hoch und ist mit zahlreichen Abbildungen von Tieren und Personen übersäht. Wahrscheinlich wurde er zur Zeit der Kreuzzüge aus Ägypten nach Catania gebracht. Interessant ist seine Form: für gewöhnlich haben Obelisken einen quadratischen Querschnitt, dieser aber ist achtseitig.

Auf der Spitze des Obelisken befindet sich zur Ehre der Heiligen Agatha eine Weltkugel und ein Kreuz, geziert von einer Lilie (als Zeichen für ihre Reinheit) und einem Palmwedel (als Zeichen für ihr Martyrium). Auf einer kleinen Tafel lesen wir die Buchstaben M. S. S. H. D. E. P. L. Diese stehen für Mentem sanctam, spontaneam, honorem Deo et patriae liberationem (Sie hatte eine heilige freiwillige Gesinnung, sie gab Gott die Ehre und ihrer Heimat Befreiung).

Ein Detail vom Elefantenbrunnen von Catania

Wie kam Catania zu seinem Wahrzeichen?

Nun müssen wir endlich klären wie Catania zu einem Elefanten kommt. Oft genannt ist folgende Theorie:

Sizilien hatte eine sehr abwechslungsreiche Geschichte. Die Insel wurde immer wieder von unterschiedlichen Völkern besiedelt oder bekriegt. Auch für die Punier (Phönizier), welche Nordafrika besiedelten, mit ihrer Hauptstadt Karthago (nahe dem heutigen Tunis in Tunesien) war Sizilien von Interesse.

Ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. hatten die Karthager Handelsniederlassungen im Westen von Sizilien, später wollten sie ihr Herrschaftsgebiet vergrößern und mehr von der Insel einnehmen. Das führte zu Problemen mit den dort ansässigen Sikanern und Griechen.

278 v. Chr. rief Sizilien König Pyrrhos I (ein griechischer König) gegen die Karthager zu Hilfe. Pyrrhos befand sich damals im Krieg gegen die junge Römische Republik, er wollte Unteritalien erobern. Er kam nicht nur mit vielen Soldaten, sondern auch mit 26 für den Krieg trainierten Elefanten in Italien an. Mit diesen Elefanten kämpfte er auch in Sizilien, konnte die Karthager schlagen und eroberte einen großen Teil Siziliens. Daraufhin machte er sich zum König von Sizilien.

Diese Elefanten müssen für die damalige Bevölkerung von Sizilien ein wahrlich ungewöhnlicher und auch erschreckender Anblick gewesen sein. Da sie bei der Befreiung von Karthago mithalfen, wurden sie zum Schutztier von Catania.

Es gibt aber auch eine ganz andere Erklärung für das ungewöhnliche Wappentier: der Elefant war dem griechischen Gott Dionysos (römisch: Bacchus) geweiht, der Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Freude, aber auch der Gott des Wahnsinns oder der Ekstase. Dionysos soll auf Elefanten bis nach Indien gereist sein, sein Wagen wurde unter anderem von Elefanten gezogen. Der Bacchuskult kam durch die griechische Besiedelung auch nach Sizilien. Da er sich großer Beliebtheit erfreute, könnte deswegen der Elefant zum Wappentier von Catania geworden sein.

Aus dem Reich der Sagen stammt folgende Erklärung:

Der Zauberer, der auf dem Elefanten flog

Die Einwohner von Catania nennen ihren Elefanten im sizilianischen Dialekt u Liotru. Dieser Name soll auf den Namen eines Zauberers zurückgehen, der sich Eliodoro nannte. Daraus soll im Laufe der Zeit u Liotru geworden sein.

Eliodoro hat im 8. Jhd. n. Chr. in Catania gelebt. Damals stand die Stadt unter byzantinischer Herrschaft, war also Teil des oströmischen Reiches. Er stammte aus einer adeligen Familie und widmete sein Leben dem katholischen Glauben. Als er – vergeblich – versuchte Bischof von Catania zu werden, war er darüber so erzürnt, dass er sich von nun an der Magie widmete. So lautete zumindest der Vorwurf seiner Zeitgenossen.

Hier verlassen wir nun die historischen Begebenheiten und kommen zur Legende.

Eines nachts beschwor Eliodoro den Teufel herauf und schloss mit ihm einen Pakt. Eliodoro verleugnete seinen Glauben an Christus und erhielt dafür übernatürliche Fähigkeiten.

Mit seinen magischen Kräften schuf er einen Elefanten aus der Lava des Ätna und hauchte ihm Leben ein. Auf diesem flog er über der Stadt herum und trieb dabei Scherze mit der Bevölkerung von Catania. Außerdem reiste er auf dem Elefanten zwischen Byzanz (Konstantinopel) und Catania hin und her.

Einmal soll Eliodoro am Markt eingekauft und alles mit Gold und Diamanten bezahlt haben. Doch sobald er gegangen war, verwandelten sich die Kostbarkeiten in Steine. Ein anderes Mal überredete er den Neffen des Bischofs bei einem Pferderennen zu wetten. Er gewann. Doch bei der Siegerehrung bekannte das Siegerpferd, dass es in Wirklichkeit der Teufel selbst sei und sich nur über den Neffen lustig machen wollte.

Dafür wurde Eliodoro ins Gefängnis geworfen. Doch er konnte fliehen, weil er die Wachen mit Gold bestach, das – richtig geraten – kurz darauf wieder zu Stein wurde. Daraufhin wurde er von Konstantin, dem Herrscher über Byzanz, zum Tode verurteilt. Als letzten Wunsch kurz vor seiner Hinrichtung bat er um eine Schale mit Wasser. Er tauchte seinen Kopf hinein und verschwand. Man hörte noch die Worte: „Wer mich will, soll mich in Catania suchen!“

Und noch ein weiteres Mal wurde er vor den Henker geführt, weil er das Hinterteil der Frau eines Ministers in Brand gesteckt hatte. Doch auch diesmal entkam er, weil er plötzlich winzig klein wurde, in den Ärmel des Henkers kroch und aus dem anderen Ärmel wieder herauskam. „Ich bin das erste Mal entkommen; das ist das zweite Mal. Wenn ihr mich wollt, dann sucht mich in Catania!“ rief er noch und verschwand abermals.

Erst Bischof Leone II von Catania soll es geschafft haben die Stadt von den üblen Streichen des Zauberers zu befreien indem er eine Sühnemesse las. Eliodoro zerfiel zu Asche.

Hier holt uns wieder die geschichtliche Realität ein: Eliodoro, zeitlebens ein Widersacher von Bischof Leone, wurde von diesem wegen seinen schwarzmagischen Praktiken zu Tode verurteilt und 778 lebendig verbrannt.

 

Doch der Elefant des Eliodoro blieb und ist bis heute eng mit Catania verbunden. Es findet sich nicht nur im Wappen der Stadt Catania, sondern auch im Wappen der Universität von Catania und ist Maskottchen vieler Sportmannschaften.

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