Seit dem 13.5.2022 ist der Südöstliche Krater wieder aktiv. Am Fuß des Kegels, auf seiner Nordseite, hat sich eine Spalte geöffnet. Ein Lavastrom ergießt sich seit dem ständig in das Valle del Bove, das riesige Tal auf der Ostseite des Ätna.
Es handelt sich um eine subterminale Eruption, d.h. um einen Ausbruch eines Hauptkraters, der aber nicht ganz oben (terminale Eruption), aber in unmittelbarer Nähe stattfindet.
Gestern Nacht konnten wir dieses Naturschauspiel gemeinsam mit EtnaWay live erleben.
Treffpunkt war um 16:30 beim Rifugio Citelli auf der Nordseite des Ätna. Von dieser Seite kann man den aktuellen Ausbruch am besten beobachten.
Um diese Tageszeit ist es zum Glück nicht mehr so heiß wie tagsüber.
Im Rifugio haben wir Proviant gekauft (ein Panino und außerdem 1,5 Liter Wasser pro Person).
Aufstieg durch den Birkenwald
Zuerst sind wir durch einen Wald hinaufgegangen. Es wachsen hier endemische Birken, also eine spezielle Art von Birken, die man nur am Ätna findet.
Erster Zwischenstopp für Erklärungen war bei einem runden Gebilde aus Steinen. Diese „Hütte“ war einmal mit Stroh gedeckt und wurde von Hirten, die hier ihre Schafe und Ziegen hüteten, zum Schutz erbaut. Man findet sie am ganzen Ätna.
Weiter ist es bergauf und bergab durch den Birkenwald gegangen. Im Schatten der Bäume war es schön kühl, der Anstieg ist uns daher nicht schwergefallen.
Nach einer knappen Stunde haben wir die Serracozzo Grotte erreicht. Diese Höhle ist einer der ca. 190 Lavatunnel, die es am Ätna gibt oder die bekannt sind. Es gibt wohl noch viel, viel mehr Lavatunnel, nur haben wir diese noch nicht entdeckt.
Jetzt brauchen wir unsere Helme und Stirnlampen um die Höhle zu erkunden.
Danach ging es weiter bergauf. Umso höher wir kommen, umso kleiner werden die Birken. Wir sehen auch große grüne Kissen mit kleinen, unscheinbaren Blüten überall am Hang. Die sehen zwar gemütlich aus, haben aber spitze Dornen!
Die Tour ist so geplant, dass man den ganzen Aufstieg noch bei Tageslicht macht. Das ist einfacher und so konnten wir noch die Aussicht bis zum Meer genießen und die unterschiedlichen geologischen Formationen des Ätna erkennen und etwas darüber lernen.
Blick auf den aktuellen Ausbruch des Ätna
Noch bei Tageslicht haben wir so den Rand des Valle del Bove erreicht. Der Anblick war überwältigend: auf der Ostseite des Ätna klafft dieses riesige Tal, die Wände des Tals fallen teilweise bis zu 1000 Meter senkrecht hinunter. Der Talboden ist ein Meer aus erstarrter, schwarzer Lava und mitten drinnen fließt ein Fluss aus Lava, der aktuelle Ausbruch des Südöstlichen Kraters. Im Tageslicht sieht man das Rot der Lava nicht, nur der Rauch des Lavaflusses deutet auf die Aktivität hin.
Am Rand des Tales sind wir dann noch weiter hochgestiegen. Den Lavastrom haben wir dabei ständig im Blick gehabt. Plötzlich sehen wir das erste kleine Fleckchen Rot. Während wir weitergehen und es immer dunkler wird, kommt immer mehr Rot zum Vorschein.
Auf etwa 2200 Meter setzen wir uns nieder und essen unser Panino. Danach hat der Guide pasta di mandorla ausgeteilt, eine süße sizilianische Spezialität.
Der Himmel ist nun dunkel. Der Südöstliche Krater hebt sich nur leicht vom Nachthimmel ab. Dahinter können wir den Zentralkrater, den ehemals einzigen Hauptkrater des Ätna erkennen.
Die Lavaflüsse sind nun leuchtend rot. Sie verzweigen sich mehrfach, Lavabrocken lösen sich und rollen in das Tal hinunter. Am Talboden, wo es flacher wird, hört der rote Lavastrom auf, die Lava kommt hier zum Stehen und kühlt dadurch ab.
Die Lava des Ätna hat ungefähr 1080 Grad, wenn sie die Oberfläche erreicht. Bei 800 Grad wird sie fest und schwarz. Auch wenn man am Ätna feste, schwarze Lava sieht, sollte man sie also keinesfalls angreifen, wenn sie noch frisch ist!
Abstieg
Gegen 10 Uhr haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht. Jetzt brauchen wir wieder unsere Stirnlampen.
Wir gehen weg vom Talrand. Auf dem weichen Vulkansand geht es bequem nach unten. Wir kommen noch bei einem Krater und 2 Schloten vom Ausbruch von 1928 vorbei.
Nach einer guten Stunde sind wir wieder am Parkplatz angekommen.
An diesen Abend werden wir uns sicher noch lange erinnern können!