Zerstörung und Wiederaufbau von Mascali

Heute erzählen wir euch von einer der einschneidendsten Aktivitäten des Ätna, dem Ausbruch von 1928: der letzte Ausbruch, der einen Ort zerstört hat; der einzige Lavafluss der letzten Zeit, der erst wenige hundert Meter vor dem Meer Halt gemacht hat, auf einer Höhe von 25 m über dem Meeresspiegel; und eine der Eruptionen, die gemeinsam mit dem Ausbruch von 1669 eine große wirtschaftliche und soziale Auswirkung in der Geschichte des Ätna hatte.

Der Ausbruch von 1928 ist ein beeindruckendes Beispiel für die zerstörerische Kraft der vulkanischen Aktivität des Ätna, nicht so sehr wegen den Zerstörungen durch die Lava auf der Oberfläche, sondern weil sich die gebildeten Brüche über ein riesiges Gebiet erstreckten. Der starke Druck aus dem Untergrund schuf eine ganze Reihe von Brüchen, die kilometerweit auseinanderlagen, sowohl in Bezug auf die Entfernung als auch in Bezug auf die Höhe.

Chronik des Ausbruchs

Am 2. November 1928 öffnete sich im Tal Valle del Leone auf 2600 m Höhe der erste kleine Bruch im Erdboden. Einen halben Kilometer lang und ca. eine Stunde aktiv, schuf er einen kleinen Lavastrom.

Am 3. November formte sich eine zweite, mittelgroße Öffnung am Hang des alten Vulkangebäudes, nahe dem Ort auf dem heute die Hütte Salvatore Citelli des italienischen Alpenvereins steht. Der Lavastrom entsprang im Gebiet Serra delle Concazze und bewegte sich in Richtung Nordosten, bis zum Cerrita-Wald und zum Pinienwald Cubania. Auf einer Höhe von 2300 bis 1560 m blieb er ungefähr einen Tag aktiv und produzierte einen Lavastrom von 3,8 km Länge.

Ein von Lava zerstörter Pinienwald während des Ausbruchs von 1928

Am 4. November begann das Vorspiel der dramatischsten und zerstörerischsten Phase dieses Ausbruchs: in der schönen Gegend Ripa della Naca auf 1200 m Höhe öffnete sich der dritte Bruch, der nur 100 Meter lang, aber wesentlich tiefer war. Leider konnte der Lavastrom in den ersten 12 Stunden extrem schnell vorankommen, da er im Flussbett des Bachs Pietrafucile floss. Mit einer Geschwindigkeit von 0,46 Stundenkilometern legte er insgesamt 6 Kilometer zurück und brachte die Lavafront so bis zu einer Höhe von 350 m.

Eine fatale Fügung war das Zusammenfließen mit dem Bach Vallonazzo, der am 6. November die Lava bis zum Zentrum von Mascali brachte, das in nur 2 Tagen praktisch vollkommen zerstört wurde. Von da an verlangsamte sich die Lava beträchtlich, einerseits wegen der geringen Neigung des Geländes, andererseits, weil sich am 9. und 10. November einige Nebenströme des Lavaflusses bildeten und so dem Hauptfluss seine Kraft nahmen.

Nachdem er eine Länge von 9,4 km erreicht hatte, stoppte der Lavafluss am 12. November auf einer Höhe von 25 m über dem Meeresspiegel. Am Bruch in 1200 m Höhe öffnete sich ein letzter Lavaschlund, dessen Lavaflüsse sich aber über die vorangegangenen legten und so keinen Schaden anrichteten. Nach 17 Tagen vulkanischer Aktivität und ca. 50 Millionen Kubikmeter ausgestoßener Lava endete der Ausbruch am 19. November.

Der Wiederaufbau von Mascali und die Situation heute

Ein Glück für die Bewohner von Mascali war, dass das faschistische Regime demonstrieren wollte, dass sie die Hilfe für die Bevölkerung, vor allem für die weniger wohlhabenden Leute, organisieren können. Außerdem wollten sie mit den Möglichkeiten und dem Funktionieren des faschistischen Getriebes prahlen, sodass das neue Stadtzentrum 1937 nach nur 9 Jahren wiederaufgebaut war.

Heute zählt das Städtchen Mascali ca. 14.000 Einwohner und ist ein Beispiel für die faschistische Architektur basierend auf dem Rationalismus und dem Neoklassizismus. Fast nichts ist von der über 1500-jährigen Geschichte und Tradition der Stadt geblieben, die über Jahrhunderte das Zentrum der großen Grafschaft von Mascali war, eine der reichsten Regionen vom östlichen Sizilien vor allem wegen der Produktion von Wein.
Tatsächlich finden sich in dieser Region die Wurzeln des sizilianischen Weinbaus, was – auch wenn sichere historische Quellen fehlen – der griechischen Herrschaft geschuldet ist, welche um 730 v.Chr. begann. Jene importierten die ersten Stecklinge um den Nektar herzustellen, welcher unverzichtbar war für die Feierlichkeiten zu Ehren des Dionysos, dem Gott der Vegetation, der Blumen, der Bäume, des Weines und des Bieres.
Bis heute ist der Hauptbestandteil der Rotweine des Etna DOC (die kontrollierte Herkunftsbezeichnung wurde 1968 eingeführt) die autochthone Rebsorte Nerello Mascalese, die ihren Namen von diesem Gebiet hat.

Die Geschichte von Mascali zeigt wie nahe beieinander Gedeih und Verderb am Ätna liegen: auf der einen Seite die zerstörerische Kraft der Lavaströme, auf der anderen Seite der extrem fruchtbare Boden, der viele Köstlichkeiten hervorbringt.

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