Der Hauptkrater, der wahrscheinlich während des großen Ausbruchs von 1669 auf den Ruinen eines anderen, bereits bestehenden Kegels entstand, besteht aus einer Öffnung mit einem Durchmesser von 500 m in der Mitte eines 250 m hohen Kegels.

Betrachtet man den Ätna vom Meer oder von der Küste aus, vom Fuße seiner östlichen Flanke, kann man deutlich erkennen, dass dieser Kegel in Wirklichkeit nur die letzte, die jüngste Spitze ist, die sich an diesem großen Giganten – innerhalb einer viel größeren, bereits bestehenden vulkanischen Struktur – gebildet hat. Es ist deutlich zu erkennen, dass die großen Flanken des Vulkans nicht mit den Flanken des Hauptkraters zusammenlaufen, sondern mit zwei Vorgebirgen zu beiden Seiten des zentralen Kegels enden, dem Pizzi Deneri (2850 m ü.d.M.) im Norden und dem Montagnola (2613 m ü.d.M.) im Süden, die deutlich durch Hochebenen, den Piano delle Concazze bzw. den Piano del Lago, getrennt sind.

Voragine

Im Hauptkrater kam es im Oktober 1945 zu einem Einsturz im Boden, ganz in der Nähe des nördlichen Kraterrandes, wodurch ein „Schachtkrater“ oder „Pit Krater“ entstand. Er wurde Voragine (Schlund) genannt.

Die Aktivitäten, die von dieser Öffnung ausgingen, waren meist recht heftig, aber zum Glück nicht sehr häufig. Vielleicht liegt es an der Lage zum Hauptschacht, der aus der Magmakammer in wahrscheinlich 30km Tiefe kommt, dass die Eruptionen immer spektakulär waren.

Die wichtigsten Ausbrüche fanden 1960, 1998 und im September 1999 statt. Es gab einen leichteren Ausbruch 2013 und den Ausbruch im Dezember 2015, der durch die fantastischen Bilder der 15 km hohen Aschesäule, genannt Jet, berühmt wurde, die sich wie ein Regenschirm öffnete und die Form eines Atompilzes annahm. Dies war jedoch nicht der einzige Ausbruch, der diese Größe erreichte; mehrere dieser Eruptionen brachten eine 10 bis 15 km hohe Lavasäule hervor.

Die Eruption vom Mai 2016 hingegen verursachte einen Überlauf, der die Wand zwischen Voragine und Bocca Nuova im Süden durchbrach und Bocca Nuova mit Lava füllte. Der Lava gelang es dann den westlichen Rand zu durchbrechen und die Flanke hinunter in Richtung Bronte zu fließen. Glücklicherweise stoppte der Lavafluss bevor er für die Bevölkerung potenziell gefährliche Höhen erreichte. Eine weitere Besonderheit, die nach diesem Ausbruch auftrat, ist der Entgasungsschlot, der sich in der Nähe des Nordwestrands öffnete. Er wies anfangs Temperaturen im Bereich von 700 Grad auf und begann im November 2017 abzunehmen als der Nordöstliche Krater seine Aktivität wieder aufnahm.

Bocca Nuova

Im Frühjahr 1968 öffnete sich die Bocca Nuova („neuer Mund“), näher am Südrand des Zentralkraters. Ursprünglich hatte sie nur einen Durchmesser von 8 Metern, der sich nach und nach vergrößerte, vor allem infolge der Absenkung des umgebenden Materials (Subsidenz), das den Boden des alten Hauptkraters bildete, wodurch der Durchmesser der Bocca Nuova bis 1977 auf 350 Meter angestiegen war.

Zwischen den beiden Kratern Voragine und Bocca Nuova bildete sich allmählich eine Scheidewand, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder zusammenbrach und sich dann allmählich wieder bildete.

Ab 1997 verstärkte sich die Aktivität im Inneren des Kraters und führte zu einer allmählichen Füllung des Kraters, die im Herbst 1999 in eine heftige strombolianische Aktivität mündete. Im darauffolgenden Jahrzehnt senkte sich der Kraterboden jedoch wieder ab, bis es 2011 zu neuer strombolianischer und effusiver Aktivität kam.

Eine für mich besonders erwähnenswerte Episode der letzten Jahre ereignete sich am 10. Oktober 2016. Ihr werdet euch vielleicht fragen, warum das für den Autor von besonderer Bedeutung ist. Nun, ich schreibe hier, weil ich glücklicherweise rechtzeitig vom Rand des Hauptkraters herabgestiegen bin.

Aber gehen wir einen Schritt zurück und beginnen von vorne, denn das, was an diesem Tag geschah, ist eine Folge der Ausbrüche von Voragine in den Jahren 2015 und 2016, die ich bereits beschrieben habe. Bei diesen Ausbrüchen ergossen sich zwischen 4 und 5 Millionen Kubikmeter Lava in die Bocca Nuova, füllten sie bis zum Rand und erzeugten ein gewaltiges Schlackenfeld, das erstarrte und eine Art riesigen Pfropfen bildete.

Dieses Ereignis hat bei Vulkanologen und Kennern dieses Sektors sofort Besorgnis ausgelöst, da der Verschluss eines Hauptschachts jedenfalls nichts Gutes verheißt. Und genau am 10. Oktober 2016 gab es plötzlich eine Explosion, die den Stöpsel zerbarst und ihn um mehr als 30 Meter sinken ließ. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, da die Besuchergruppen, zu denen auch ich gehörte, das Gipfelgebiet vor kurzem verlassen hatten.

Heute befindet sich die große Bocca Nuova in ständiger Entwicklung und wechselt zwischen Phasen, in denen sie sich füllt und solchen, in denen sie sich wieder absenkt.

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