Wir haben euch in einem früheren Artikel (Die Lavatunnel des Ätna I) schon einmal erzählt wie sich der Ätna gebildet hat. Aber wie ist eigentlich Sizilien entstanden?

Ursprünglich war an der Stelle des heutigen Siziliens Meer. Durch die Plattentektonik, genauer gesagt dadurch, dass sich die afrikanische Platte unter die eurasische Platte schiebt (Subduktion), hat sich der Grund gehoben. Zuerst, vor ca. 5 Millionen Jahren, haben sich nur einige kleine Inselchen gebildet, bis immer mehr Land entstand und sich schließlich Gebirgsketten bildeten, die wir heute Monti Peloritani, Nebrodi und Madonie (im Norden), Iblei (im Süden) und Sicani (im Westen) nennen.
Vor 570.000 Jahren hatte Sizilien fast schon seine heutige Form, nur an der Stelle des Ätna war eine große Bucht, in der sich langsam der Vulkan zu heben begann.

Diese Plattengrenze verläuft heute quer durch Sizilien und sorgt für Erdbeben und Vulkanismus in dieser Region: die Äolischen Inseln im Norden von Sizilien sind vulkanischen Ursprungs, mit ihrem wohl bekanntesten Vulkan, dem Stromboli; in der Straße von Sizilien (die Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien) gibt es ein unterseeisches Vulkanmassiv; und natürlich der Ätna als größter und aktivster Vulkan Europas.

Legenden zur Entstehung Siziliens

Um die Entstehung Siziliens ranken sich aber auch viele Legenden. Die wohl schönste ist folgende:

Es waren einmal drei Nymphen, die tanzend auf der Welt umherwanderten. An den schönsten und fruchtbarsten Flecken sammelten sie die Dinge auf, die sie dort fanden: Erde, Früchte, Blumen, Steine, … Nachdem sie genug gereist waren, machten die drei Nymphen an einem wunderschönen Platz unter strahlend blauem Himmel halt. Ihr Tanz wurde immer schneller und wilder und sie warfen die gesammelten Kostbarkeiten hinab ins Meer. Das Wasser öffnete sich und ein fruchtbares, schönes Land in Form eines Dreiecks erhob sich aus den Fluten. Die Stellen, an denen die Nymphen ihren Tanz begannen, bilden heute die drei Kaps an den Spitzen Siziliens:

  • Kap Lilibeo in Marsala im Westen Siziliens,
  • Kap Passero (Kap des Sperlings) an der Südostspitze,
  • Kap Peloro im Nordosten.

Eine weitaus dramatischere Geschichte zur Entstehung Siziliens findet sich in der griechischen Mythologie; Apollodor beschreibt in der Gigantomachie den Kampf der olympischen Götter unter Zeus gegen die Giganten:

Die Giganten waren sterbliche Riesen von nicht sehr ansehnlicher Gestalt. Ihre Mutter war Gaia, die Erde selbst. Neben den Giganten gebar Gaia auch die Titanen, deren Anführer Kronos war. Die Kinder von Kronos waren Zeus und seine fünf Geschwister. Zeus erhob sich gegen seinen Vater und sperrte diesen und seine Mitstreiter schließlich in der Unterwelt (Tartaros) ein, aus der es kein Entkommen für die Titanen gab.

Darüber war Gaia so erzürnt, dass sie die Giganten gegen die olympischen Götter aufhetzte. Es kam zum Kampf. Die Giganten waren zwar sterblich, konnten aber nicht durch einen Gott, sondern nur durch Menschenhand getötet werden. So brauchten die Götter die Hilfe des Herakles, ein Sohn des Zeus und einer sterblichen Frau. Dieser tötete im Kampf die meisten Giganten. Einer der Giganten, Enkelados, kämpfte gegen die Göttin Athene, konnte aber entkommen. Daraufhin nahm diese einen riesengroßen Fels, schleuderte ihn nach dem Giganten und begrub ihn darunter.

Diesen Felsen nennen wir heute Sizilien. Enkelados liegt noch immer unter Sizilien begraben: seine Füße sollen unter dem Kap Lilibeo liegen, seine linke Hand unter dem Kap Passero und seine rechte Hand unter dem Kap Peloro. Sein Kopf liegt unter dem Ätna begraben. Manchmal schreit und strampelt er und versucht sich zu befreien. Das Ergebnis: Erdbeben und ein dumpfes Poltern am Ätna (wir wissen natürlich schon, dass das Poltern von Explosionen im Inneren der Hauptkrater kommt…); sein feuriger Atem soll die Lava des Ätna sein.

Der Name Sizilien

Nachdem wir nun so viel zur Entstehung Siziliens gelernt haben, wollen wir noch klären, wie die Insel eigentlich zu ihrem Namen gekommen ist. Auch darüber gibt es eine schöne Legende:

Es war einmal eine wunderschöne libanesische Prinzessin namens Sicilia. Ein Orakel hat ihr ein tragisches Schicksal vorhergesagt: sie wird durch ein Monster getötet werden, wenn sie nicht vor ihrem 15. Geburtstag ihre Heimat verlässt. Daher haben sie ihre Eltern in ein Boot gesetzt und ihr Lebewohl gesagt. Nach drei Monaten auf hoher See waren die Vorräte an Bord aufgebraucht und die Prinzessin glaubte sterben zu müssen.

Da brachten sie günstige Winde zu einer Insel, wo sie am Fuße eines Vulkans strandete. Die Insel war voll mit Früchten und Blumen, allerdings menschenleer. Die Prinzessin weinte vor lauter Einsamkeit bis keine Träne mehr übrig war, da erschien plötzlich ein schöner junger Mann. Er war der letzte seines Volkes, das eine schreckliche Plage hinweggerafft hatte. Die beiden haben sich ineinander verliebt und die Insel neu bevölkert. Der junge Mann, nun König der Insel, hat diese nach seiner geliebten Frau „Sizilien“ genannt.

Weniger romantisch und legendenhaft ist die folgende Erklärung: Ab dem 15. Jhd. vor Christus wanderte das Volk der Sikuler von Italien auf Sizilien ein und bevölkerte den gesamten Osten der Insel. Man weiß nicht genau, ob sie die ursprüngliche Bevölkerung vertrieben haben oder ob das Gebiet ohnehin verlassen war, weil die ursprüngliche Bevölkerung nach einem Vulkanausbruch weggezogen war. Jedenfalls hat man die Insel anschließend nach den Sikulern benannt. Das Volk wiederum hat seinen Namen von einem ihrer Könige, Sikelòs.

Die weitere Herkunft des Namens Sizilien verliert sich in der Geschichte und damit wollen wir es für dieses Mal belassen. Bis zum nächsten Mal!

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