Auf der Ostseite des Ätnas (von Nordosten bis Südosten) gibt es – auf Grund des speziellen Klimas – große Vorkommen von Edelkastanien (Castanea sativa).

Die Kastanien sind essbar, werden aber nicht kommerziell angebaut oder gesammelt, da sie Großteils im Ätna-Park wachsen und somit unter Naturschutz stehen. Im Winter isst man auf Sizilien zwar auch gerne gebratene Kastanien (auf Italienisch: caldarroste) – die Kastanien dafür kommen aber meist aus Norditalien.

Eine sizilianische Besonderheit ist aber zu erwähnen: die gebratenen Kastanien sind weiß. Die Ursache dafür ist die Herstellungsweise: die Kastanien werden in hohen, runden Öfen (ca. eineinhalb Meter hoch) gebraten. In die Glut wird grobes Salz geworfen. Die Kastanien liegen oben auf einem durchlöcherten Boden. Der Dampf vermischt sich mit dem Salz und ummantelt so die Kastanien weiß. Das Salzige harmoniert wunderbar mit dem milden und süßlichen Geschmack der Kastanien!

Kastanien sind übrigens reich an Stärke und Ballaststoffen und halten Dich somit lange satt! Sie enthalten viel Kalium und Vitamin B, aber wenig Fett.

Geröstete Kastanien

Die Kastanien des Ätna werden aber auf andere Weise genutzt. Aus ihnen entsteht Kastanienhonig! Außerdem wollen wir Euch in diesem Artikel von einem ganz besonderen Kastanienbaum erzählen.

Kastanienhonig

Am Ätna wird schon seit langer Zeit Honig hergestellt. Er wird das Gold des Ätna genannt. Die häufigsten Sorten sind Millefiori (Blütenhonig), Orangenblütenhonig, Eukalyptushonig und Kastanienblütenhonig. Besonders berühmt ist das Ätna-Dorf Zafferana Etnea für seine Honigproduktion.

Der Kastanienhonig hat eine dunkle Farbe und schmeckt herber als andere Sorten. Er wird im Juni und Juli gesammelt. Interessant ist, dass er sehr lange flüssig bleibt und nur sehr schwer kristallisiert (über 20 ° oft gar nicht). Das liegt am Fruktosegehalt, der beim Kastanienhonig höher ist als bei anderen Honigsorten (je mehr Glukose der Honig enthält, desto schneller kristallisiert er).

Kastanienhonig ist reich an Mineralstoffen wie Kalium und Eisen und an Vitamin B und C. Seine entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften sollen stärker sein als bei anderen Honigsorten.

Probiert den Honig doch einmal auf Toast und frischer Ricotta aus Schafsmilch!

 

Aber nun zu etwas anderem und ganz besonderen!

Kastanienbaum der hundert Pferde (Castagno dei Cento Cavalli)

Am Osthang des Ätna, im Dorf Sant’Alfio im Ätna-Park, steht ein riesiger Kastanienbaum, der Kastanienbaum der 100 Pferde (auf Google Maps ansehen).

Der Durchmesser seiner Krone beträgt 62 Meter, er ist 22 Meter hoch, jedes Jahr im Oktober werden ca. 400 kg Kastanien geerntet.

Sein Alter wird auf über 3000 Jahre geschätzt. Er ist somit der älteste Kastanienbaum der Welt. Ein Wunder, wenn man bedenkt in welcher Zone er wächst: seit über 3000 Jahren ist dieser Baum von allen Erdbeben und Lavaflüssen verschont geblieben!

Aber die Superlative gehen noch weiter: Im Guinness Buch der Rekorde wird er als dickster Baum der Welt geführt. Sein Stammumfang soll 57,9 Meter betragen, der Durchmesser des Stamms 22 Meter. Allerdings teilt sich der Stamm oberhalb des Bodens auf 3 Teilstämme auf. Der Eintrag im Guinness Buch stützt sich auf eine Messung, die 1780 an allen drei Stämmen durchgeführt wurde.

Um zu beweisen, dass es sich um ein und denselben Baum handelt, wurden DNA-Proben von allen drei Stämmen genommen. Die Ergebnisse sprechen zwar nicht gegen diese These, allerdings sind noch weitere Untersuchungen notwendig um sie endgültig zu beweisen.

Herkunft des Namens

Wie kam die Kastanie nun zu ihrem Namen? Eine Königin soll mit 100 Rittern und ihren Pferden auf der Jagd gewesen sein, als sie plötzlich von einem Gewitter überrascht wurden. Die gesamte Gesellschaft fand Zuflucht unter dem riesigen Kastanienbaum. Da das Gewitter noch bis in die Abendstunden andauerte, verbrachten die Königin und ihr Gefolge (einige der Ritter sollen auch ihre Liebhaber gewesen sein) dort sicher und trocken die Nacht.

Wer diese Königin gewesen sein soll, ist nicht ganz klar, oft genannt sind Johanna I. von Anjou oder Johanna von Aragón. Wahrscheinlich ist diese Geschichte aber nur (gut) erfunden.

Geschichte des Baums

Die ersten Aufzeichnungen über den Castagno dei Cento Cavalli stammen aus dem 16. Jahrhundert. Antonio Filoteo, einer der größten sizilianischen Gelehrten des 16. Jahrhunderts, beschrieb den Kastanienbaum so: „(ein Baum,) der die von Plinius gepriesenen Pflanzen an Wundern übertrifft … und sein großer, von der Natur ausgehöhlter Stamm bietet Schafen, Ziegen, Hirten und Bergarbeitern Schutz. Und manchmal hat man eine Herde von dreihundert Schafen unter ihm gesehen.“

Im 18. und 19. Jahrhundert war der Baum ein Fixpunkt auf den Reisen vieler Schriftsteller und Maler durch Italien, nur Johann Wolfgang von Goethe ließ ihn links liegen. Er erwähnt ihn in seiner „Italienischen Reise“ nicht.

1965 wurde die Adelsfamilie, denen der Baum und das Gelände gehörte, vom italienischen Staat enteignet, der Kastanienbaum der hundert Pferde wurde als Nationalmonument ausgezeichnet.

2021 wurde er zum italienischen Baum des Jahres gewählt. Er vertrat somit Italien beim Wettbewerb „European tree of the year 2022“ und wurde dabei auf den 4. Platz gewählt.

 

Dieser riesige Baum begeistert also bis in die heutige Zeit!

Ihr könnt ihn rund um die Uhr besuchen, er ist aber eingezäunt. Hinein kann man nur untertags.

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