Die besonders tiefen Temperaturen Anfang Februar 2023 und intensive Niederschläge am 9. und 10. Februar 2023 verwandelten den Ätna in eine idyllische Winterlandschaft mit teilweise vier Meter hohen Schneeverwehungen, die manche Berghütten vor beachtliche Herausforderungen stellten.
Wer im Winter den Ätna besucht, besonders seine schneereichere Nordseite, wird kaum glauben, dass er sich gerade auf Sizilien befindet. Bei guter Schneelage kann man auf dem Vulkan mit Meerblick Skifahren und auch zu Fuß (mit oder ohne Schneeschuhe) kann man den Ätna im Winter gut erkunden (zum Beispiel auf unserer Nordkrater-Tour).
Aber was passiert, wenn Lava und Schnee aufeinandertreffen?
Freato-magmatische Explosionen, der Unfall 2017
Wenn diese beiden Extreme aufeinandertreffen, können plötzliche, heftige Explosionen entstehen, sogenannte „freato-magmatische“ Explosionen; allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Es kommt nicht oft vor, dass diese beiden Umstände zusammentreffen, aber wenn sie es tun, stellen sie eine große Gefahr dar, wie im Jahr 2017 bei einem sehr außergewöhnlichen Vorfall.
Ein Lavastrom, der vom Südöstlichen Krater ausging, bewegte sich auf eine Senke in 2800 Metern Höhe zu und begeisterte viele Menschen, die ihn aus der Nähe besichtigten. Plötzlich gab es eine unerwartete Explosion.
Eine Gruppe von britischen und deutschen Touristen, sowie einige Journalisten und Wissenschaftler wurden von diesem Phänomen völlig überrascht. In der Folge kam es zu zwei weiteren Explosionen, die von einer hohen Gassäule begleitet wurden. Ein paar Verletzte, zum Glück nicht schwer, waren die Folge und viel Angst, denn es hätte durchaus schlimmer kommen können. Die britische Wissenschaftskorrespondentin der BBC, Rebecca Morelle, die bei dem Vorfall vor Ort war, beschreibt die Erfahrung hier: https://www.bbc.com/news/science-environment-39303126
Die Videoaufnahmen der BBC zeigen eindringlich die Macht und die Gefahren eines Vulkans: https://www.youtube.com/watch?v=1theatygctw
In den Wochen vor dem Unfall konnte man sich dem Lavastrom sowohl im vorderen als auch im seitlichen Bereich nähern, ein gutes Mittel gegen die winterlichen Temperaturen im Gipfelbereich. Die dünne Eisschicht unter dem Lavastrom verursachte keine Probleme und man konnte die Lava in atemberaubendem Panorama genießen. Ein einzigartiges Privileg und der Beweis dafür, wie unberechenbar der Ätna sein kann.
Die Konsequenzen des Unfalls von 2017
Auch wenn dieser Vorfall keine schwerwiegenden Folgen hatte und sofort Sanitäter vor Ort waren, um die Verletzten zu versorgen, gab es doch eine entscheidende Konsequenz: das Bewusstwerden einer nicht sonderlich häufigen Naturerscheinung. Der Vorfall führte zu einer wissenschaftlichen Untersuchung, die zu dem Schluss kam, dass die Gefahren dieses Phänomens unterschätzt wurden, da die ausgestoßenen Steine und Lapilli (Vulkangestein mit einer Größe von 2-64 mm) eine Entfernung von bis zu 200m vom Lavafluss erreichten hatten.
Die Ursache dieser nicht sehr häufig auftretenden Explosion ist laut Untersuchung die große Menge an Dampf, die in kurzer Zeit unterhalb des Lavaflusses einen enormen Druck entstehen lässt, welcher sich dann plötzlich und heftig entlädt. Diese einzigartige und wertvolle Beobachtung führte nicht nur zu einer neuen Beurteilung der möglichen Gefahren, es wurden auch Maßnahmen erarbeitet, um die Folgen möglichst gering zu halten und sich ähnliche Vorfälle wie der vom 16. März 2017 nicht mehr wiederholen.
Diese Informationen sind jetzt, da sich die gleichen Phänomene wieder beobachten lassen, von ganz besonderem Wert und Nutzen, da sich Ätna-Guides, Fotografen, und alle, die sich zurzeit am Berg aufhalten, besser auf die Situation einstellen können.