Der Ätna hat die Menschen seit jeher fasziniert – als Ursprung von großem Verderben und großer Fruchtbarkeit. Es ranken sich daher viele Sagen und Legenden um diesen Vulkan, von denen wir euch heute einen kleinen Auszug geben wollen.
Die Schmiedewerkstatt des Hephaistos
Hephaistos ist der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Die Römer gaben ihm später den Namen Vulcanos, von dem sich auch das Wort „Vulkan“ herleitet. Seine Geschichte beginnt wenig ruhmreich: er war ein so hässliches Baby, dass ihn seine Mutter Hera nach seiner Geburt vom Olymp, dem Sitz der griechischen Götter, hinunterwarf. Beim Sturz soll er sich verletzt haben, sodass er fortan hinkte. Er trägt daher auch den Beinamen „Der Hinkende“.
Zum Glück haben ihn Nymphen gefunden und großgezogen. Diese haben ihm das Schmiedehandwerk beigebracht, in dem er größte Kunstfertigkeit erlangte. Er fertigte nicht nur Schmuck für die Nymphen, sondern auch die Waffen für die Götter des Olymp und zahlreiche listige Erfindungen. So hat er seiner Mutter Hera als Geschenk einen selbst gefertigten goldenen Thron geschickt. Als sie sich daraufsetzte, wurde ein Mechanismus ausgelöst, der sie auf dem Thron festband, sodass sie sich nicht mehr befreien konnte. Auf diese Weise „bedankte“ sich Hephaistos bei seiner Mutter für den Rauswurf aus dem Olymp.
Was hat das nun mit dem Ätna zu tun? Hephaistos hat sich im Inneren des Ätna seine Schmiedewerkstatt eingerichtet; in den Feuern des Vulkans hat er seine unbesiegbaren Waffen geschmiedet. Wenn ihr also auf einer unserer Touren ein dumpfes Donnern hört, dann handelt es sich vielleicht um den Hammer des Hephaistos, wie er auf seinen Amboss schlägt (oder um eine Explosion im Inneren eines Hauptkraters).
Der unsterbliche (?) Empedokles
Eine äußerst faszinierende Persönlichkeit war Empedokles, ein griechischer Philosoph, Politiker und Naturforscher, der im heutigen Agrigent (eine Stadt im Westen von Sizilien, damals eine griechische Kolonie) gelebt hat. Er war Vorsokratiker und hat sich insbesondere mit der Natur und den 4 Elementen (Feuer, Wasser, Erde und Luft) beschäftigt. Er war sehr am Ätna interessiert und wollte dessen Phänomene, die Krater, Ausbrüche und Lavaströme, erforschen und soll deswegen angeblich auch am Ätna gewohnt haben.
Als man in den 1960er Jahren zu Füßen der Barbagallo-Krater auf ca. 2900 m Höhe begann eine Berghütte zu bauen, fand man unter dem Lavagestein die Reste eines Turms. War das das Haus des Empedokles? Auf jeden Fall hat man diesem Rifugio den Namen „Torre del Filosofo“ (Turm des Philosophen) gegeben. Die Hütte sollte zu einem Hotel und zu einer Forschungsstation ausgebaut werden, allerdings kam es nie dazu. Der Ausbruch von 2002 hat es vollständig bedeckt; nur der Platz trägt noch heute diesen Namen. Auf unserer Ätna Süd Tour bestaunen wir von dort die Aktivität des südöstlichen Kraters.
Empedokles soll nicht nur am Ätna gewohnt haben, sondern er soll auch dort gestorben sein: Die Geschichten, die sich um seinen Tod ranken, sind sehr vielfältig. Einigen Quellen zufolge war Empedokles von seiner Unsterblichkeit überzeugt und wollte sich in einen Krater stürzen um sich mit der Natur und den Elementen zu vereinen. Andere behaupten allerdings er wurde ins Exil nach Griechenland geschickt und die Geschichte mit dem Sturz in den Ätna wurde von seinen Anhängern erfunden um seine Unsterblichkeit und Göttlichkeit zu untermauern. Angeblich hat der Ätna wenig später einen Schuh des Empedokles wieder ausgespuckt und so die Wahrheit über den Tod des Philosophen ans Licht gebracht.
Weil sich Empedokles so intensiv mit dem Vulkan Ätna beschäftigt hat, wurde ein unterirdischer Vulkan nach ihm benannt. Der Vulkan Empedokles befindet sich in der Straße von Sizilien, zwischen Sizilien und der Insel Pantelleria. Er ist die höchste Erhebung eines Vulkanmassivs bestehend aus insgesamt 13 Vulkanen, der sich manchmal, wenn er ausbricht, auch kurz aus dem Wasser erhebt und so eine kleine Insel bildet.
Der Schuh von Königin Elisabeth I
Auch in einer anderen Geschichte vom Ätna geht es um einen Schuh: Die britische Königin Elisabeth I war eine sehr erfolgreiche Monarchin im 16. Jhd. Das elisabethanische Zeitalter steht für eine kulturelle Blüte und wirtschaftlichen Aufschwung. Grund für ihre erfolgreiche Politik und auch für ihre lange Regentschaft von 44 Jahren sollen aber nicht nur Intelligenz und Talent gewesen sein, sondern auch ein Pakt mit dem Teufel, dem sie im Gegenzug für ihren Erfolg ihre Seele versprach. Dieser wollte sich, nach langer erfolgreicher Regentschaft von Elisabeth, seinen Lohn holen und warf diese kurzerhand in den Ätna, der als Tor zur Hölle galt.
Dabei soll ein Schuh der Königin zu Boden gefallen sein, den später ein Hirte fand. Allerdings brachte dieser Schuh dem Hirten nur Unglück und auch seine weiteren Besitzer soll dieser verfluchte Schuh nur ins Verderben gestürzt haben. Wenn ihr also auf einer unserer Touren einen Schuh seht…. Finger weg! 😉
Vielleicht entdeckt ihr aber auch einen Gnomen, der einen Schatz in einem der Lavatunnel des Ätna bewacht. Oder ihr hört bei einer Wanderung durch den bezaubernden Birkenwald auf der Nordseite des Ätna ein leises Knistern und Surren und ein Feenflügel verschwindet unter einem der weißsilbrigen Stämme der Ätna-Birken.
Wer weiß … wer offene Augen und Ohren hat, kann viel Wundersames am Ätna entdecken.